Zum dritten Mal zeichnet das Kompetenzzentrum Bürgerbeteiligung fünf herausragende Bürger­be­tei­li­gungs­projekte mit der Auszeichnung „Gute Bürgerbeteiligung” aus. Die prämierten Projekte kommen in diesem Jahr aus Bielefeld, Aspach, Berlin-Neukölln, Heidelberg und Marburg. Sie überzeugen durch besondere Qualität, Innovation und nachhaltige Wirkung und erfüllen in vorbildlicher Weise die zehn Grundsätze guter Beteiligung.

Stadt Bielefeld: „Mach mit! Bielefelder Grundsätze für Beteiligung”

Die Stadt Bielefeld entwickelte von November 2022 bis Juni 2024 gemeinsam mit ihren Bürgerinnen und Bürgern verbindliche Grundsätze für künftige Beteiligungsverfahren – und zwar selbst in einem umfassend partizipativen Prozess. Über 400 Menschen wirkten mit, darunter gezielt auch schwer erreichbare Zielgruppen wie Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationsgeschichte und Menschen in prekären Lebenssituationen. Ein 15-köpfiges Arbeitsgremium aus Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung bildete das Herzstück, ergänzt durch über 30 verschiedene Beteiligungsformate.

Gemeinde Aspach: „Älter und selbstbestimmt – Pflege neu denken in Aspach”

Die Gemeinde Aspach gestaltete einen dialogischen Beteiligungsprozess zur Zukunft der Pflege und Daseinsvorsorge. Pflegende Angehörige, Pflegebedürftige, Ehrenamtliche, Fachkräfte und junge Menschen mit Unterstützungsbedarf brachten ihre Perspektiven ein. Niedrigschwellige Angebote wie Kinderbetreuung, Fahrdienste und alltagsnahe Sprache senkten die Zugangshürden. Eine Steuerungsgruppe aus Verwaltung, Bürgerschaft, Politik und Fachpersonen ermöglichte Beteiligung auf Augenhöhe. Erste Ergebnisse wurden bereits umgesetzt: ein Pflegewegweiser, das Bürgercafé „JederZeit” und eine Koordinationsstruktur für ehrenamtliche Pflege.

Bezirk Berlin-Neukölln: „Beteiligung zum Verkehrskonzept Körnerkiez”

In nur vier Monaten entwickelte der Bezirk Neukölln 2024 ein Verkehrskonzept für den Körnerkiez unter intensiver Bürgerbeteiligung. Rund 700 Menschen – darunter 77 Kinder und Jugendliche – brachten sich bei Präsenzveranstaltungen, Online-Beteiligung, einem Kiezspaziergang und speziellen Formaten ein. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit dem Projekt „Leicht gemacht”, das Menschen mit Lese- und Schreibschwäche gezielt vorbereitete und begleitete. Der Mitmach-Laden als bezirkliche Anlaufstelle für Beteiligung unterstützte den Prozess durchgängig und bot werktägliche Ansprechbarkeit.

Stadt Heidelberg: „Zukunft gestalten! Beteiligung zum STEK 2035″

Heidelberg entwickelte zwischen 2022 und 2025 ein neues Stadtentwicklungskonzept in einem breit angelegten Beteiligungsprozess. Mehrere Tausend Menschen beteiligten sich an über 30 Formaten und brachten über 10.000 Beiträge ein. Das Spektrum reichte von großen Aktionstagen über Workshops mit zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern bis zu aufsuchender Beteiligung. Besonders inklusiv: Videos in einfacher Sprache, Gebärdendolmetscher bei Veranstaltungen und die aktive Einbindung des Beirats von Menschen mit Behinderungen. Der Prozess verfolgte bewusst das Ziel, verschiedene Perspektiven zusammenzubringen und gemeinsame Positionen auszuhandeln.

Universitätsstadt Marburg: „Stadtlabor Richtsberg”

Marburg erprobte von November 2022 bis Oktober 2023 innovative Beteiligungsformate im sozial heterogenen Stadtteil Richtsberg. Über 2.500 Menschen beteiligten sich an 18 „Laboren” – von Theater und Graffiti über ein Minecraft-Stadtgestaltungsprojekt bis zu Müllsammelaktionen. Die konsequente Verbindung von Beteiligung mit künstlerisch-kreativen Methoden erreichte besonders junge Menschen und sozial Benachteiligte. Eine Ausstellung im öffentlichen Raum präsentierte die Ergebnisse, zahlreiche Projekte wurden verstetigt. Die Ergebnisse flossen direkt in die Bewerbung um das Förderprogramm „Sozialer Zusammenhalt” ein.

Der folgende Inhalt ist nur für unsere Mitglieder zugänglich. Bitte logge dich ein, wenn du Mitglied im Fachverband Bürgerbeteiligung bist.

Anmelden